Tatjana Helbing und Martin Justen
Zurich Gruppe Deutschland
Sustainable Finance – was ist das für Sie?
Tatjana Helbing: Für uns bedeutet Sustainable Finance vor allem, unseren gesellschaftlichen Verpflichtungen als verantwortungsbewusster Investor gerecht zu werden.
Martin Justen: Als global agierendes Versicherungsunternehmen wollen wir durch unsere Investitionen in Unternehmen und Staaten unseren Beitrag zu einer nachhaltigeren Realwirtschaft leisten und dabei beispielsweise Unternehmen bei ihrer Transformation zu einem nachhaltigeren Geschäftsmodell unterstützen.
Was ist für Sie der Schlüssel für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Sustainable Finance-Bewegung?
Helbing: Der Schlüssel zur erfolgreichen Gestaltung liegt für uns in der Überzeugung, dass verantwortliches Investieren nur gemeinsam entwickelt und vorangetrieben werden kann. Wir tun dies gemeinsam mit einer breiten Auswahl von Anspruchsgruppen, nicht zuletzt im Rahmen des Clusters.
Justen: Grundsätzlich ist das Konzept des verantwortlichen oder nachhaltigen Investierens ja noch vergleichsweise neu. In den letzten Jahrzehnten hat es jedoch an Bedeutung gewonnen. Dennoch hat der Ansatz des verantwortungsvollen Investierens noch einen weiten Weg vor sich, ehe er dem Mainstream angehören wird.
Für die Agenda des verantwortungsvollen Investierens brauchen wir umfangreichere Unterstützung aus dem öffentlichen Sektor. Dazu gehören unter anderem Investitionen in Bildung, Ausbildung, Forschung und geeignete Hilfsmittel.
Helbing: Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Verfügbarkeit von Daten, die selbst für börsennotierte Unternehmen noch ausbaufähig ist. Das hilft auch bei der Umsetzung von Regulatorik, wobei hier die Wirksamkeit und Verständlichkeit der Schlüssel zum Erfolg sind.
„Unser Ziel ist es, verantwortungsvolles Investieren in seiner Wirksamkeit zu steigern und den Ansatz in die breitere Anwendung zu bringen.“
Welche Rolle spielt hier die Zurich Gruppe Deutschland?
Helbing: Als Zurich Gruppe Deutschland sehen wir in unseren Investmententscheidungen die stärkste Hebelwirkung in der Begleitung hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Daher haben wir uns zum Ziel gesetzt, bis 2050 ein vollständig klimaneutrales (netto-null) Investmentportfolio zu schaffen. Um dieses Ziel zu unterstreichen, sind wir im September 2019 der „UN Net-Zero Asset Owner Alliance“ als Gründungsmitglied beigetreten. Unser Anspruch ist das Einnehmen einer Führungsrolle im Bündnis und die kontinuierliche Nachverfolgung und Kommunikation von Fortschritten.
Justen: Bei der Erreichung dieser Ziele setzen wir primär auf ein Engagement mit den von uns investierten Unternehmen. Das heißt, dass wir nicht einfach alle Unternehmen und Sektoren kategorisch ausschließen, die wir aktuell als weniger nachhaltig betrachten. Denn dies würde unserem Ansatz widersprechen, Einfluss auf solche Unternehmen auszuüben, die im Hinblick auf die Umsetzung einer nachhaltigen Unternehmensstrategie deutliches Steigerungspotenzial haben.
„Bei der Erreichung dieser Ziele setzen wir primär auf ein Engagement mit den von uns investierten Unternehmen.“
Was ist ihr persönliches Ziel?
Helbing: Unser Ziel ist es, verantwortungsvolles Investieren in seiner Wirksamkeit zu steigern und den Ansatz in die breitere Anwendung zu bringen. Die Umsetzung dieser Maßnahmen setzt ein kollektives Handeln aller Beteiligten voraus. Hier wollen wir als Zurich Gruppe Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen und eine Vorreiterrolle einnehmen, um unseren Beitrag für mehr Nachhaltigkeit zu leisten.
Justen: Als ein großer und global agierender Investor haben wir die Möglichkeit, entweder direkt oder indirekt über unsere externen Vermögensverwalter mit dem Management der Unternehmen, in die wir investieren, in den Dialog zu treten. Wir sprechen gezielt an, inwiefern der Aspekt „Nachhaltigkeit“ in der Strategie der einzelnen Unternehmen Berücksichtigung findet.