Tatjana Gravenstein

Expert Sustainability / Public Affairs – ING

Sustainable Finance – Was ist das für Sie?

Tatjana Gravenstein: Zur Erreichung der Pariser Klimaziele kommt der Finanzindustrie eine Schlüsselrolle zu: Die Finanzierung der Transformation hin zu einer emissionsarmen, klimaresistenten Wirtschaft und Gesellschaft. Als Finanzierer und Begleiter können wir als Bank Finanzströme so steuern, dass sie die Erreichung der Pariser Klimaziele unterstützen. Banking wird Sustainable Banking. Dafür ist es essenziell, gleichermaßen Umwelt-, soziale und Unternehmens­führungsaspekte in alle unsere Entscheidungen mit einzubeziehen.

Was ist für Sie der Schlüssel für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Sustainable Finance – Bewegung?

Gravenstein: Sustainability ist auf der Agenda, viele Unternehmen verpflichten sich öffentlich zum Klimaschutz – jetzt gilt es, ambitionierte Ziele zu setzen und die richtigen Maßnahmen auf den Weg zu bringen, damit diese auch eingehalten und realisiert werden.

Ich glaube, dass alle Banken von einem branchenweiten Standard profitieren würden, der die Transparenz und damit unsere gemeinsame Wirksamkeit bei der Bekämpfung des Klimawandels erhöht. Und wir brauchen faire Wettbewerbsbedingungen. Dafür müssen alle Akteure an einem Strang ziehen und gemeinsam an Lösungen arbeiten – Wirtschaft, Industrie und Politik.

Wir müssen raus aus unserer „Comfort-Zone“, den Blick nach vorne richten und alle Anstrengungen unternehmen, um unser gemeinsames Ziel – nämlich die Erderwärmung so gering wie möglich zu halten – zu erreichen.

Welche Rolle spielt hier die ING?

Gravenstein: Als ING haben wir den größten positiven Einfluss auf den Klimaschutz durch unsere Finanzierungen. Durch das Geld, welches wir unseren Privat- und Geschäftskunden leihen. Aus diesem Grund haben wir uns 2018 dazu verpflichtet, unser gesamtes Kreditvolumen von rund 700 Milliarden Euro in Einklang mit den Pariser Klimazielen zu steuern. Wir nennen dies den Terra-Ansatz.

Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil unserer Strategie – und spiegelt sich in all unseren Entscheidungen wider – als Kreditgeber, als Investor und durch die Dienstleistungen, die wir unseren Kund*innen anbieten. Wir wollen unseren Einfluss im positiven Sinne nutzen und Veränderungen finanzieren, Wissen teilen und Partner gewinnen, sich unserem Weg anzuschließen.
Der einzige Weg, echte Veränderungen zu bewirken, besteht darin, dies gemeinsam innerhalb des Finanzsektors zu tun. Aus diesem Grund haben wir aktiv mit anderen Banken zusammengearbeitet, um die Methodik mit 2DIIi zu pilotieren. Deshalb ist es auch Open Source, offen für alle Banken.

Unser Ziel ist es, Menschen dazu zu befähigen, im Privaten und Geschäftlichen eigenständig und verantwortungsvoll zu handeln.

Wenn wir als ING auch in Zukunft erfolgreich sein wollen, müssen wir nicht nur unseren eigenen direkten und indirekten Fußabdruck reduzieren, sondern insbesondere auch unsere Kund*innen dabei unterstützen, die Risiken und Chancen zu bewältigen, die Umweltherausforderungen mit sich bringen. Damit stärken wir nicht nur die Resilienz unseres eigenen Unternehmens, sondern auch die gesellschaftliche Resilienz gegenüber dem Klimawandel.

„Als Sustainability Expertin der ING in Deutschland ist es mein Ziel, unsere Nachhaltigkeitsstrategie noch stärker zu verankern und in die Köpfe unserer Mitarbeiter zu bringen – vom Vorstand bis hin zu unseren Kollegen im Kundendialog oder Backoffice.“

Was ist Ihr persönliches Ziel in Bezug auf Sustainable Finance?

Gravenstein: Als Sustainability Expertin der ING in Deutschland ist es mein Ziel, unsere Nachhaltigkeitsstrategie noch stärker zu verankern und in die Köpfe unserer Mitarbeiter*innen zu bringen – vom Vorstand bis hin zu unseren Kolleg*innen im Kundendialog oder Backoffice. Denn hier wird unsere Strategie sichtbar und wirksam – als Produkt auf unserer Webseite, im Gespräch mit unseren Geschäftskunden, in der Bewertung von Risiken und in unserem täglichen Miteinander.

Ich möchte meine Kolleg*innen dazu inspirieren, Nachhaltigkeit Teil ihres täglichen Handelns werden zu lassen und sie bestmöglich bei der Umsetzung unterstützen. Jeder sollte stolz darauf sein, Nachhaltigkeitsziele zu haben und diese auch zu erreichen.