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Interview mit Stephen Nolan, Geschäftsführer und Leiter des Sekretariats, UNDP Financial Centres for Sustainability (FC4S)

Innerhalb des UNDP Sustainable Finance Hub ist Stephen Nolan Geschäftsführer und Leiter des Sekretariats des UNDP Financial Centres for Sustainability (FC4S), einem Netzwerk von 39 Finanzzentren, und des UNDP Sustainable Insurance Forum, einem Netzwerk von 37 Versicherungsaufsichtsbehörden. Er ist außerdem Vorsitzender der irischen Climate Finance Week und Mitglied der hochrangigen Beratergruppe der Schweizer Building Bridges-Reihe.

GSFCG: Welche Themen waren aus der Sicht von FC4S und aus Ihrer globalen Perspektive die Highlights bei der Förderung von Sustainable Finance im letzten Jahr?

Bis jetzt war es ein unglaublich arbeitsreiches Jahr im Bereich Sustainable Finance. Zu den wichtigsten Themen gehören Transition Finance, Taxonomien und Standardisierung, Offenlegung und Berichterstattung von Unternehmen, Finanzierung der biologischen Vielfalt und die Beschleunigung der Kapitalmobilisierung zur Unterstützung des Pariser Abkommens und der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung. Die Arbeit des International Sustainability Standards Board (ISSB), der G20-Arbeitsgruppe für nachhaltiges Finanzwesen und der Task Force on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) war von großer Bedeutung. Die Entwicklung von Talenten für Sustainable Finance war ein wichtiges Querschnittsthema. Die Arbeit des Clusters wurde ebenfalls wahrgenommen. Insbesondere bei der Gestaltung des Forums für kollaborative Ansätze zur Finanzierung des Übergangs im Rahmen der Serie der Sustainable Finance Gipfel Deutschland und der Arbeit der Net Zero Banking Alliance Germany.

GSFCG: Welche Regionen sind besonders dynamisch?

Europa und Nordamerika sind führend bei der Entwicklung und Einführung nachhaltiger Finanzprodukte, wobei Europa die Nase vorn hat. Ich komme gerade von einer Reise nach Asien zurück, wo ebenfalls rasche Fortschritte zu verzeichnen sind, vor allem auf der Ebene des öffentlichen Sektors. Afrika und Nord- und Südamerika sind ebenfalls in Bewegung, wobei die afrikanische Region recht dynamisch ist und sich stark auf Produktinnovationen konzentriert.

GSFCG: Was sind Ihre derzeitigen Prioritäten bei der Zusammenarbeit mit Finanzzentren im Bereich Sustainable Finance und wo sehen Sie die Rolle Deutschlands in diesem Zusammenhang?

Unsere Arbeit konzentriert sich auf die Unterstützung der Mitglieder, wie z.B. das Green and Sustainable Finance Cluster Germany, um die lokalen Bemühungen zur Verbreitung von Sustainable Finance zu beschleunigen. Zu diesem Zweck und auf der Grundlage von Beiträgen der Mitglieder konzentrieren sich die Bemühungen im Jahr 2023 auf Transition Finance, die Offenlegung und Berichterstattung von Unternehmen mit einem großen Fokus auf die Arbeit des ISSB, Biodiversitätsfinanzierung (und die TNFD), die Entwicklung eines Nord-Süd-SDG-Investment-Pipeline-Builders, die Unterstützung der Bemühungen der Mitglieder bei der Entwicklung von Talenten und schließlich die Einbeziehung der Gleichstellung der Geschlechter und der Stärkung der Rolle der Frau in die Sustainable Finance Agenda. Unter der Präsidentschaft der VAE sehen wir die COP28 als ein wichtiges Ereignis in diesem Jahr, neben dem UN-SDG-Gipfel im September in New York. Als führende europäische Industrienation kommt Deutschland eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Sustainable Finance Agenda zu, nicht zuletzt bei der Entwicklung neuer Finanzprodukte und -dienstleistungen. Solche Innovationen, die zum Teil dazu dienen, den deutschen KMU-Sektor bei der Umstellung zu unterstützen, könnten auf gesamteuropäischer Ebene und sogar darüber hinaus eingeführt werden und der Agenda einen echten Mehrwert verleihen.

GSFCG: Wie würden Sie sich wünschen, dass die Europäische Union den Fortschritt der europäischen Finanzzentren unterstützt?

Wir drängen alle in die gleiche Richtung und versuchen, die Billionen, die für den Übergang Europas zu einer Netto-Null- und Natur-positiven Zukunft erforderlich sind, schnell zu mobilisieren. Um dies zu unterstützen, führen die Europäische Kommission und ihre Einrichtungen verschiedene politische und regulatorische Maßnahmen durch, um ein positives Umfeld zu schaffen. Es tut sich also eine Menge, und auch die Industrie ist dabei, ihre Aktivitäten zu verstärken. Allerdings stoßen wir jetzt auf eine Mauer, da ein ernsthafter Mangel an Talenten im Bereich der nachhaltigen Finanzen bei allen Marktteilnehmern besteht, was eine Herausforderung darstellt. Aufbauend auf dem erfolgreichen irischen Modell des „Sustainable Finance Skillnet“, das in den letzten zwei Jahren mehr als 2.000 irische Akteure des Finanzdienstleistungssektors weitergebildet hat, sind wir sehr daran interessiert, dass diese Art von Initiative auf gesamteuropäischer Ebene ausgeweitet wird. Daran arbeiten wir aktiv.