Interview mit Susanne Bregy und Sabine Appt Zum Thema Impact Investing
Die Finanzexpertinnen Susanne Bregy, Leiterin Impact Investing, PHINEO gAG und Sabine Appt, Expertin Impact Investing, PHINEO gAG, begeistern sich für Impact Investing. Dieses zielt darauf ab, gesellschaftliche und ökologische Probleme durch unternehmerische Modelle zu lösen. Es soll einen Beitrag zur Transformation zu nachhaltigem Wirtschaften leisten und die Finanzierungslücke den SDGs schließen.
Das Interview führte Michael Schmidt.
Frau Bregy und Frau Appt, nach Ihrer Tätigkeit in den Bereichen Finance & Banking haben Sie beide das Thema Impact Investing für sich entdeckt. Was ist Impact Investing für Sie und warum begeistert es Sie so?
Susanne Bregy: Wenn wir von Impact Investing sprechen, sprechen wir von „Real World Impact“. Es geht darum, fundamentale soziale und/oder ökologische Probleme mit kommerziellen Geschäftsmodellen, also mit Unternehmertum, zu lösen. Dahinter steht die Tatsache, dass die großen gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit nicht allein von Staaten und der Politik gelöst werden können. Die Vereinten Nationen haben mit dem Framework der Sustainable Development Goals (SDGs) Staaten, aber eben auch die Wirtschaft und die privaten Asset Owner aufgerufen, durch Investitionen zur Erreichung der SDGs beizutragen. Hier setzen wir an und wollen im DACH-Raum durch Beratungsangebote und maßgeschneiderte Investment-Strategien den Impact Investing Markt weiterentwickeln. Impact Investments bewirken nachweislich Positives für unsere Gesellschaft und Umwelt und erzielen gleichzeitig eine finanzielle Rendite.
Sabine Appt: Unsere Vision, dass nicht nur beim eigenen Konsumverhalten, sondern auch bei Geldanlagen positive Werte verfolgt werden können, treibt uns an. Impact Investing zeigt als eine Art Speerspitze des werteorientierten Investierens, wie Unternehmen im Wettbewerb erfolgreich Produkte und Services in den Markt bringen, die einen Beitrag zur notwendigen Transformation der Wirtschaft leisten.
Wo steht der deutsche Markt heute – auch im internationalen Vergleich?
Appt:Der deutsche Markt für Impact Investments hat sich in den letzten Jahren aus der Nische hin zu größeren Volumina, einer international anerkannten, einheitlichen Definition von Impact Investing und damit einhergehenden Standards bei der Wirkungsmessung entwickelt. Eine große Zahl beeindruckender unternehmerischer Erfolgsgeschichten zeigt, wie enorm das Potential ist. Insbesondere im ökologischen Sektor, aber z.B. auch im Bereich Gesundheit und Immobilien wird investiert und damit soziale bzw. ökologische Wirkung erzeugt. Allerdings sind viele der Investments als Venture Capital oder Private Equity bisher nur einem begrenzten Teil der Anleger:innen zugänglich.
Bregy: In Amerika und England sind die Märkte deutlich weiter, die investierten Volumina liegen über den in Deutschland ausgewiesenen. Impact Investments werden in beiden Ländern schon seit Jahren, in UK zum Teil auch über staatliche Mittel, gefördert. Insbesondere in den USA sind die Asset Klassen, in denen wir Impact Investing umsetzen (Private Equity, Venture Capital, Real Assets), generell deutlich verbreiteter. Dazu kommt:In Amerika gibt es eine höhere Risikobereitschaft als bei klassischen deutschen Investor:innen. Eine Insolvenz hinzulegen ist in den USA kein Problem. In Deutschland jedoch, leider, immer noch stigmatisiert. Auch sind Pensionskassen weniger reguliert und können freier investieren. Wir beobachten, dass – gerade auch in weniger sozialstaatlich ausgeprägten Systemen – gewinnorientierte Unternehmen Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen erfolgreich anbieten und Investoren diese gerne in ihren Portfolios sehen.
„Zugespitzt formuliert – ESG will Geld verdienen und keinen Schaden anrichten, Impact Investing will Geld verdienen und aktiv Probleme lösen.“
Wie wird Impact konkret gemessen und gemanagt – auch in Abgrenzung zu klassischen ESG-Kriterien?
Bregy: Der Impact, die positive soziale und / oder ökologische Wirkung, wird bei Impact Investments wie Finanzkennzahlen kontinuierlich gemessen und gemanagt, um den größtmöglichen Effekt zu erzielen und diesen in der Strategie sowie der Berichterstattung des Unternehmens zu reflektieren. Für die Wirkungsmessung zentral ist die Definition der Zielgruppe, bei der die positive Veränderung eintreten soll, sowie die ‚Theory of Change‘, also wie die Veränderung realisiert werden kann. In der Regel wird anhand von Key Performance Indicators (KPIs) die Entwicklung des Impacts für die interne Steuerung und die Investoren gemessen und gemanagt. ESG-Kriterien sind bei liquiden Anlagen sehr verbreitet und fokussieren auf die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards sowie die Bewertung von Risiken. Zugespitzt formuliert – ESG will Geld verdienen und keinen Schaden anrichten, Impact Investing will Geld verdienen und aktiv Probleme lösen.
„Impact-Unternehmen zeigen besonders deutlich, dass der Wandel hin zu regenerativem Wirtschaften innerhalb der Grenzen des Planeten möglich ist und win-win Konstellationen zur Lösung gesellschaftlicher und ökologischer Herausforderungen realisiert werden können.“
Welche Rolle kann Impact Investing bei der Transformationhin zu nachhaltigem Wirtschaften und Schließen der SDG Finanzierungs-Lücke spielen?
Appt: Impact-Unternehmen zeigen besonders deutlich, dass der Wandel hin zu regenerativem Wirtschaften innerhalb der Grenzen des Planeten möglich ist und win-win Konstellationen zur Lösung gesellschaftlicher und ökologischer Herausforderungen realisiert werden können.
Bregy: Wir sind zuversichtlich, mit Impact- sowie ernst gemeinten ESG-Investments einen entscheidenden Beitrag zum Schließen der globalen Finanzierungslücke leisten zu können und teilen als Team die Begeisterung für die Vorreiterrolle und Inspiration, die Impact Investing den Finanzmärkten und der Realwirtschaft bietet.
Veranstaltungshinweis Cluster-Spotlight:
Impact Investing oder doch nur ESG?
„Impact“ ist zum Modewort bei nachhaltigen Investments geworden. Die Bandbreite des Verständnisses der Marktakteure in der Verwendung des Begriffs ist dabei sehr groß. Das Aufsichtsrecht bietet keine abschließende Klarheit, und auch die Wissenschaft ist sich nicht einig. Letztlich ist aber entscheidend, dass die grundsätzliche Idee von „Impact“ von Finanzakteuren ernsthaft umgesetzt wird und in möglichst viele Anlage- und Finanzierungsentscheidungen einfließt. Denn nur so kann der von Politik, Regulierung und Öffentlichkeit geforderte Beitrag der Finanzwelt zum mittlerweile vielerorts beschworenen sozial-ökologischen Strukturwandel der Wirtschaft erbracht werden – der großen Transformation. Was steckt also hinter der Idee „Impact“ oder besser deutsch „Wirkung“? Darüber unterhalten wir uns mit Expert:innen aus Wissenschaft, Unternehmens- und Investmentpraxis bei unserem Cluster-Spotlight-Event.