Prof. Dr. Laura Marie Edinger-Schons
Professorin für Nachhaltiges Wirtschaften und Prorektorin für Nachhaltigkeit und Informationsversorgung an der Universität Mannheim
Laura Marie Edinger-Schons ist Professorin für Nachhaltiges Wirtschaften und Prorektorin für Nachhaltigkeit und Informationsversorgung an der Universität Mannheim. In ihrer Forschung konzentriert sie sich auf die Frage, wie Organisationen zu einer nachhaltigen Entwicklung im Sinne der Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung beitragen können. Spezifische Themen, für die sie sich interessiert, sind Mitarbeiterengagement beim Thema Nachhaltigkeit, Social Entre/Intrapreneurship, digitale soziale Innovation, Unternehmensdemokratie und Neue Arbeit. Ihre Arbeit wurde in renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht, darunter Journal of Marketing, Journal of Consumer Psychology, Journal of the Academy of Marketing Science und Journal of Business Ethics.
Sie erhielt den Overall Best Paper Award bei der AMA Winter 2014, wurde in die Top Ten Junior Academics 2015 (von Zeit und Wissenschaftlern) gewählt und erhielt den Deutschen Wissenschaftspreis 2016 für die beste Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft. Für ihre Lehrtätigkeit erhielt sie den AACSB Innovations that Inspire Award 2017. Für ihre Habilitationsschrift erhielt sie den Wolfgang-Ritter-Preis 2017, den Roman-Herzog-Forschungspreis 2018 sowie den Max-Weber-Preis für Wirtschaftsethik 2018. Im Jahr 2019 wurde sie von der Zeitschrift Capital in die Top 40 under 40 gewählt.
Kristina Jeromin: Liebe Laura,
herzlichen Dank, dass Du Dich bereit erklärt hast für den Newsletter des Green and Sustainable Finance Cluster Germany mit mir zum Sustainability Transformation Monitor zu sprechen. Du begleitest das Projekt von wissenschaftlicher Seite und gibst uns Einblicke in die Initiative und die Zielsetzungen der Befragung.
Was ist der STM und welche Ziele verfolgt die Befragung?
Edinger-Schons: Der Sustainability Transformation Monitor (STM) ist eine Befragung von Führungspersonen, Nachhaltigkeitsverantwortlichen und Expert:innen aus der Real- und Finanzwirtschaft, die über drei Jahre hinweg die Nachhaltigkeitstransformation in der Wirtschaft erforscht.
Wir stellen uns dabei die folgenden Fragen: Wie steht es um die Nachhaltigkeit in den Unternehmen? Welche Hemmnisse und Treiber der Transformation spielen eine Rolle? Und wie kann nachhaltige Finanzierung zu einem zielgerichteten Wandel in der Wirtschaft beitragen?
Die Teilnahme ist kostenfrei und für die Teilnehmenden gibt es viel zu Lernen und zu Erleben. Rund um die Befragung gibt es spannende Einblicke, Analysen und Veranstaltungen.
Wer steht dahinter und wie kam es zu dieser Kooperation?
Edinger-Schons: Der STM ist eine Kooperation der Bertelsmann Stiftung, der Stiftung Mercator, der Sustainable Finance Research Group der Universität Hamburg, dem Lehrstuhl für nachhaltiges Wirtschaften der Universität Mannheim und der Peer School for Sustainable Development. Dabei haben wir noch Unterstützung von einem tollen Panel von Expert:innen – allen voran Kristina Jeromin – die uns bei der Konzipierung der Befragung mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat.
In 2021 gab es schon ein Vorläuferprojekt mit einigen der Partner – den Sustainability Management Monitor – der als Blick in den „Maschinenraum“ der Nachhaltigkeitstransformation konzipiert war. Wir haben dabei Nachhaltigkeitsverantwortliche in Unternehmen befragt und spannende Erkenntnisse generiert. Die Daten haben gezeigt: das Thema ist in vielen Unternehmen stärker ins Zentrum der Unternehmensstrategie und oft auch in der Hierarchie nach oben gerutscht. Aber nur wenige Unternehmen haben bisher eine Kultur der Nachhaltigkeit entwickelt, bei der das Thema wirklich durch und durch gelebt wird. Und: mit neuer Regulation wie der EU Taxonomie oder dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sind Unsicherheiten und neue Ressourcenbedarfe verbunden. Wir haben zu der Studie viel positive Resonanz erhalten.
Daraufhin haben wir uns entschieden, das Projekt mit mehr Partnern und einem dreijährigen Fokus neu aufzusetzen und insbesondere zu erforschen, wie die Brücken zwischen Real- und Finanzwirtschaft optimal gestaltet werden können, um diese große Transformation zu ermöglichen.
„Ich sehe im STM ein großes Potential, zur Nachhaltigkeitstransformation in der Wirtschaft beizutragen.“
Wie geht es nach der Befragungsphase weiter, was sind kurz-, mittel- und langfristige Ziele?
Edinger-Schons: Wir versenden einmal pro Jahr unseren Grundfragebogen (Befragungsdauer 15 Minuten). Darüber hinaus wird es ab und zu noch kürzere Befragungen zu speziellen Themen geben (z.B. Impact Investing, Impact Measurement & Valuation). Im Moment läuft die erste Welle der Befragungen und man kann sich noch zur Teilnahme anmelden (Link).
Im November werden wir die Daten analysieren und den Bericht vorbereiten. Am 12. Januar 2023 wird es in Berlin eine Veranstaltung geben, bei der wir die Ergebnisse vorstellen und diskutieren wollen. Bei der Veranstaltung wird aber auch das Thema Austausch und Networking eine zentrale Rolle spielen, denn wir wollen ja eine Gemeinschaft aufbauen, die über die drei Jahre (und hoffentlich sogar darüber hinaus) positive Wirkung entfaltet. Im ersten Jahr liegt der Fokus auf dem Aufbau dieser Gemeinschaft.
Ab dem zweiten Jahr können wir dann Analysen dazu durchführen, wie sich das Thema über die Zeit verändert. Wir können uns vorstellen, das Projekt ab Jahr zwei auch über den deutschsprachigen Raum hinaus international auszuweiten. Über die drei Jahre hinweg möchten wir mit der Befragung nicht nur in die Wirtschaft, sondern auch in die Politik hinein wirken.
Was begeistert Dich am STM, wo siehst Du die größten Potentiale?
Edinger-Schons: Ich sehe im STM ein großes Potential, zur Nachhaltigkeitstransformation in der Wirtschaft beizutragen. Erstens generieren wir durch unsere Befragung Erkenntnisse, die zur evidenzbasierten Steuerung, nicht nur in den Unternehmen, sondern auch in der Politik dienen kann. Der simultane Blick auf Real- und Finanzwirtschaft mit einem Fokus auf die Treiber und Hemmnisse der Transformation ist dabei unser spezifischer Beitrag. Eine besondere Stärke unserer Studie liegt in der Tatsache, dass wir Daten über drei Jahre erheben und dadurch die Dynamik der Transformation einfangen können.
Über die Ergebnisse der Befragung hinaus ist aber auch der Aspekt der Vernetzung und des Aufbaus der Gemeinschaft um den Monitor herum nicht zu vernachlässigen. Wir möchten eine Plattform aufbauen, auf der Real- und Finanzwirtschaft sowie auch die Politik in einen Dialog treten können um Brücken zu bauen, die die Nachhaltigkeit in allen drei Bereichen voranbringen.