Erik Mundinger und Markus Schmidt

Erik Mundinger, Nachhaltigkeitsbeauftragter der UmweltBank AG

Markus Schmidt, Abteilungsleiter Treasury & Sustainability

Sustainable Finance – was ist das für Sie?

Erik Mundinger: Für mich ist Sustainable Finance ein essenzieller Teil der Bewegung, die eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre bewältigen will: nämlich den Klimawandel zu stoppen. Als Teil dieser Bewegung habe ich die Chance, Veränderungsprozesse anzustoßen und zu begleiten.

Markus Schmidt: Wenn ich Sustainable Finance aus der Metaperspektive betrachte, dann ist hier über die Jahre eine kleine Pflanze stetig gewachsen. Vor einigen Jahren war Nachhaltigkeit in der Finanzbranche noch eine Randerscheinung, mittlerweile wird sie zu einer Grundvoraussetzung. Ich freu mich sehr, dass Sustainable Finance sowohl gesellschaftlich als auch aufsichtsrechtlich eine bedeutende Relevanz entwickelt hat. Denn für mich persönlich war Nachhaltigkeit in den letzten zwanzig Jahren schon immer eine Selbstverständlichkeit – bei jeder Finanzaktivität.

Was ist für Sie der Schlüssel für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Sustainable Finance-Bewegung?

Mundinger: Ein wesentlicher Treiber für die Weiterentwicklung und erfolgreiche Umsetzung ist Einheitlichkeit. Damit meine ich einheitliche Berichtstandards, einheitliche KPIs bzw. Schlüsselindikatoren, aber auch einheitliche Verpflichtungen. Nur wenn wir die gleiche Sprache sprechen und das Gleiche meinen, wenn wir von „Nachhaltigkeit“ sprechen, werden wir die Selbstverpflichtung der deutschen Banken zur Erreichung der Klimaziele umsetzen können. Daraus ergibt sich natürlich auch der zweite Treiber: Wir müssen bankenübergreifend miteinander daran arbeiten und dürfen kein Inselthema daraus machen, das jedes Finanzinstitut für sich bearbeitet.

Schmidt: Da knüpfe ich bei Erik direkt einmal an: Wir brauchen eine Breitenwirkung bei allen Stakeholdern, aber vor allem bei den Kundinnen und Kunden und den Beratenden in den Banken. Jeder Stakeholder wird in den nächsten Jahren fast zwangsläufig mit ESG-Themen in Kontakt kommen – sei es durch interne Anforderungen, Regulatorik, Erwartungen der Eigentümer:innen oder Mitarbeitende. Insofern halte ich es für erstrebenswert, dass wir offen über die Weiterentwicklung sprechen und jede:n mit ins Boot nehmen. Ich denke, hier wirkt auch die Net Zero Banking Alliance Germany (NZBAG) als Transformationsinstrument für die deutschen Banken. Der Schlüssel ist daher, dass wir eine breite Akzeptanz und zumindest ein grundsätzliches Verständnis innerhalb der Gesellschaft schaffen. Sustainable Finance ist eine gesamtgesellschaftliche Thematik.

Welche Rolle spielt die UmweltBank dabei?

Mundinger: Die UmweltBank hat natürlich einen Zeitvorsprung, weil wir Nachhaltigkeit schon seit Jahrzehnten implementieren und umsetzen. Wir möchten hier gerne Vorbild sein und andere Banken von unseren Erfahrungen profitieren lassen.

Schmidt: Wenn ich noch mal auf mein Pflänzchen zurückkommen darf: Wir sind mit einigen anderen Pionieren die „Gärtner“, die Sustainable Finance über die Jahre gepflegt und genährt haben. Natürlich wollen wir als Unternehmen erfolgreich sein, aber wir stehen für das Globalziel, eine lebenswerte Welt für zukünftige Generationen zu schaffen. Daher sehen wir uns als Impulsgeber, Vorreiter und Beweis dafür, dass Ökonomie und Ökologie auch längerfristig miteinander vereinbar sind. Immerhin ist die UmweltBank seit zwanzig Jahren profitabel.

„Für mich ist Sustainable Finance ein essenzieller Teil der Bewegung, die eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre bewältigen will: nämlich den Klimawandel zu stoppen.“

Wie schätzen Sie den Beitrag der Net Zero Banking Alliance Germany ein?

Mundinger: Die NZBAG hat sich zu einem zentralen Hub entwickelt, in dem die Expertise und die Erfahrungen der deutschen Banken zu Sustainable Finance zusammenfließen. Die UmweltBank schätzt die Alliance daher als wichtiges Gremium, das bei der Umsetzung der Klimaselbstverpflichtung der deutschen Banken gute Unterstützung bietet. In den gemeinsamen Workshops treffen wir bankenübergreifend auf qualifizierte Sparringspartner. Ich bin mir sicher, dass die guten Kontakte untereinander über die NZBAG hinaus Bestand haben werden.

Schmidt: Für mich ist das Green and Sustainable Finance Cluster Germany eine der führenden Organisationen, die in der deutschen Bankenlandschaft eine Harmonisierung, Konsens und gemeinsame Transformationsprozesse anstößt. Die enge Zusammenarbeit tut unserer Finanzbranche gut. Denn die Banken, die schon etwas weiter sind, können anderen zeigen, dass und wie es geht, Sustainable Finance umzusetzen und wir erhalten selbst einen Einblick, wo die Hürden der klassischen Banken bei der Transformation liegen. Wir haben hier definitiv Mistreiter gefunden, die mit uns effektiv und ehrgeizig an einer nachhaltigen Finanzwelt arbeiten.

„Mein Ziel ist dann erreicht, wenn ESG-Standards bei allen Finanzfragen eine Selbstverständlichkeit darstellen und nicht mehr als Besonderheit betrachtet werden.“

Was ist ihr persönliches Ziel?

Mundinger: Ich bin entschlossen, weiter an dem Veränderungsprozess hin zu Sustainable Finance zu arbeiten. Denn Banken können Finanzströme lenken und damit viel mehr auf der Welt bewegen, als man denkt. Daran teilzuhaben, gibt mir ein gutes Gefühl.

Schmidt: Auf Mikroebene möchte ich in meinem direkten Jobumfeld möglichst viel bewirken, was die Durchdringung von ESG-Aspekten in Finanzbereichen angeht. Auf der Makroebene ist es mir wichtig, meinen Beitrag dazu zu leisten, dass ESG konsensfähig und effizient, aber auch beherrschbar bleibt. Mein Ziel ist dann erreicht, wenn ESG-Standards bei allen Finanzfragen eine Selbstverständlichkeit darstellen und nicht mehr als Besonderheit betrachtet werden.